Die DCV-Teams für den Qualifier kurz vorgestellt
vom 03.12.2013
Vom 10. bis zum 15. Dezember schaut die Curling-Welt nach Füssen, wo im Rahmen des erstmals stattfindenden Olympic Qualification-Events des Curling-Weltverbandes (WCF) die jeweils letzten beiden Startplätze für das olympische Curlingturnier der Damen und Herren in Sotschi 2014 vergeben werden. Der Deutsche Curling-Verband will mit dem Heimvorteil in der Arena des Bundesleistungszentrums in Füssen mit beiden Teams den Sprung auf den Olympia-Zug schaffen. Dafür vertraut man den erfahrenen Skips Andrea Schöpp und John Jahr, die sich zuletzt bei den Europameisterschaften im norwegischen Stavanger den letzten Schliff und zugleich das notwendige Selbstvertrauen geholt haben.

Damen: Lokalmatadorinnen mit viel Potenzial
Für Deutschlands Curlingdamen ist es fast ein Heimspiel beim Olympic Qualifier. Keine 60 Kilometer Luftlinie entfernt ist der SC Riessersee, in dem Skip Andrea Schöpp ihre sportliche Heimat hat, vom Austragungsort des Qualifiers entfernt. Schöpp ist als zweifache Weltmeisterin und Siegerin des olympischen Demonstrationswettbewerbs 1992 in Albertville die weibliche Galionsfigur dieses Sports in Deutschland – doch selbst für sie ist die Teilnahme an dem erstmals überhaupt ausgetragenen Olympia-Qualifikationsturnier etwas Besonderes.

Es ist zwar für die 48-jährige Garmisch-Partenkirchenerin keine neue Situation in ihrer inzwischen 33-jährigen internationalen Karriere, aber mit dem insgesamt recht jungen Team konnte sie sich in der Weltspitze noch nicht konstant etablieren – zumal die Konkurrenz in den letzten Jahren unter immer professionelleren Bedingungen ihren Sport betreibt. Was in der Mannschaft steckt, zeigte sich 2010, als sie – damals allerdings noch mit der erfahrenen Monika Wagner als Third – den Weltmeistertitel holte und bei Olympia einen guten sechsten Platz belegte.

Doch in diesem Jahr verpassten die deutschen Damen extrem knapp die direkte Qualifikation für die Olympischen Spiele, als sie nach gutem Start letztlich durch einige knapp, zum Teil im letzten End verlorenen Spielen, nur Platz elf bei der Weltmeisterschaft in Riga belegten. Für diese Saison wurde das von Rainer Schöpp gecoachte Team erweitert. Neben der Deutsch-Schweizerin Imogen Lehmann, die schon die dritte Saison als Third im Team Schöpp aktiv ist sowie den zwar auch noch jungen, aber durch die Teilnahme an Olympia 2010 bereits etwas erfahreneren Corinna Scholz und Stella Heiss, nahmen auch die Oberstdorferin Franziska Fischer und Jugend-Olympiasiegerin Nicole Muskatewitz (Baden Hills GCC) an den Vorbereitungsturnieren teil. Bei der Europameisterschaft in Stavanger (NOR) lief es zuletzt allerdings noch nicht rund. Gute Leistungen – zum Beispiel gegen die amtierenden Weltmeisterinnen aus Schottland oder auch gegen die späteren Europameisterinnen aus Schweden – wechselten sich mit weniger guten ab. Am Ende wurde das Minimalziel WM-Qualifikation 2014 jedoch erreicht. Und das könnte nach Meinung von Andrea Schöpp „einen gewissen Push für das Olympia-Qualifikationsturnier in Füssen“ geben.

Ein echtes Heimspiel ist das Qualifikationsturnier für Sotschi übrigens für Corinna Scholz. Die 24-Jährige ist nämlich unter anderem auch Mitglied des CC Füssen und kann daher auf besonders zahlreiche Unterstützung auf den Rängen der BLZ-Arena hoffen, wenn es darum geht, sich den großen Traum von den zweiten Olympischen Spielen zu erfüllen.

Herren: Im „Wohnzimmer“ des Dauerrivalen
Im Starterfeld der Herren will die Auswahl des Curling Clubs Hamburg die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Sotschi schaffen. Das Team um den erfahrenen Skip John Jahr hatte die interne deutsche Ausscheidung im Frühjahr gegen den Dauerrivalen „Team Allgäu“ gewonnen und sich seit dem Sommer intensiv auf diese Aufgabe vorbereitet.

Dass sich das offenbar jetzt auszahlt, konnte zuletzt bei den Europameisterschaften beobachtet werden. Nachdem das „Team Allgäu“ im Vorjahr überraschend aus der A-Gruppe der Europameisterschaft abgestiegen war, kehrten die Hanseaten nun mit einem Triumphzug ins Oberhaus des europäischen Curlings zurück. Nach elf Siegen in elf Spielen in Stavanger stand am Ende nicht nur der Turnier-Sieg bei der B-EM und damit der souveräne Wiederaufstieg, sondern zudem auch die Qualifikation für die nächste Weltmeisterschaft fest. Dass sollte doch eine Menge Rückenwind geben. John Jahr: „Dieses Turnier war sicherlich genau die richtige Einstimmung auf den Olympia-Qualifier in Füssen. Die Ergebnisse aus Stavanger zeigen, dass wir in der Vorbereitung einiges richtig gemacht haben! Wir haben eine unglaubliche Routine für unseren Gameplan entwickeln können – wie wir agieren, wenn wir zurück oder in Führung liegen.“

Es ist sicherlich eine besondere Situation, dass die Hamburger ausgerechnet in Füssen, dem „Wohnzimmer“ ihrer innerdeutschen Rivalen, um die Olympia-Tickets spielen. Allerdings auch umgekehrt – engagieren sich doch ihre Konkurrenten zum Teil intensiv bei der Organisation des Turniers in Füssen.

Für John Jahr, der in den 90er Jahren schon einmal mit Oberstdorfer Sportlern in einem Team spielte, ist dies aber überhaupt nicht problematisch – im Gegenteil: „Wir sind froh, dass das Turnier in Füssen stattfindet. Wir hätten ja sonst eventuell auch nach Japan reisen müssen. Ich bin mir ganz sicher, dass diese Konkurrenzsituation zwischen uns und dem Team Allgäu für dieses Turnier überhaupt keine Rolle spielt. Da treten wir für Deutschland an! Und Füssen ist für uns eine ganz vertraute Wettkampfstätte. Da kennen wir jede Ecke.“

Jahr selbst war mit knapp Mitte 40 in den Leistungssport zurückgekehrt, nachdem sich in seinem Verein ein Team um Felix Schulze, Sven Goldemann und Peter Rickmers herum von den Junioren- bis in den Herrenbereich entwickelt hatte, das sich der Erfahrung des Vize-Weltmeisters von 1987 gern bedienen wollte. Zu der Formation gesellte sich bald auch Christopher Bartsch. Seitdem hatte man dem bis dato übermächtigen Füssenern einen harten Kampf um die deutsche Spitze und die internationalen Qualifikationen geliefert. 2011 holte man bei der Europameisterschaft Rang sieben, wurde später Elfter bei der Weltmeisterschaft. Im Jahr darauf war es das „Team Allgäu“, das die interne Ausscheidung gewann, aber bei der EM eben den Abstieg in die B-Gruppe hinnehmen musste.

Die Folge war, dass der DCV nicht die direkte Olympia-Qualifikation schaffen konnte, sondern nun in Füssen am Olympic Qualifier teilnehmen muss, um auf einen der beiden letzten Startplätze für Sotschi zu hoffen. Der Schwere der Aufgabe ist man sich im deutschen Herrenteam durchaus bewusst. „Die Teams in diesem Turnier sind wirklich ohne Ausnahme richtig gut“, schätzt Jahr ein. „Die haben alle mindestens schon einmal eine WM mitgespielt. Wir wissen, dass wir jedes dieser Teams schlagen können. Aber auch, dass wir gegen jede Mannschaft verlieren können, wenn wir unter unserem Niveau spielen. Deswegen ist Fehlervermeidung das A und O.“

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