Curling-Bundestrainer Martin Beiser im Interview
vom 20.01.2013
Seit zwei Jahren betreut der Oberstdorfer Martin Beiser, 41, die deutschen Curling-Teams als Bundestrainer. Im September verlängerte der Verband, für den Beiser diesen Job zuvor kommissarisch wahrnahm, bis Ende 2014. Die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Sotschi 2014 ist das große Ziel mit den Damen und den Herren. Bei den German Masters vom 25. bis 27. Januar kann Beiser in der Curlinghalle des Curling Club Hamburg in Stellingen alle Herren-Topteams sichten. Im Interview gibt der Bundestrainer eine Einschätzung zur aktuellen Situation im deutschen und internationalen Curlingsport ab.

Wie bewerten Sie die Entwicklung der German Curling Masters?
Martin Beiser: „Man sieht ja am Teilnehmerfeld, dass die Qualität und Leistungsdichte im Vergleich zum ersten Jahr erheblich zugenommen hat. Für uns ist es ideal, dass wir mehreren und auch mal guten jüngeren Teams die Gelegenheit geben können, Turniererfahrung auf diesem hohen Niveau zu geben. Das war im eigenen Land bislang nicht möglich!“

Das jüngste DCV-Team ist aber nun doch nicht am Start, oder?
Martin Beiser: „Leider musste das Team um Konstantin Kämpf wegen des Ausfalls zweier Spieler absagen. Wir haben überlegt, die Hamburger Junioren starten zu lassen, die sich ja gerade exzellent bei der WM-Qualifikation geschlagen haben. Dort waren sie das jüngste Team überhaupt. Wir wollen die Jungs aber lieber behutsam aufbauen. Deshalb werden sie stattdessen parallel einen C-Kader-Lehrgang in Füssen absolvieren, aber die German Masters sicher über den Liveticker und den Webstream aufmerksam verfolgen.“

Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht als Bundestrainer das Turnier in Hamburg bezüglich der Olympia-Qualifikation?
Martin Beiser: „Das Ergebnis in Hamburg hat keine direkte Auswirkung auf die Olympiaqualifikation. Denn es wird sich wahrscheinlich erst in einer Ausscheidung Anfang nächster Saison entscheiden, wer für Deutschland um das Ticket für Sotschi 2014 antritt.“

Wie ist denn Ihr Zwischenfazit der Saison 2012/2013 nach der unglücklich verlaufenen Europameisterschaft?
Martin Beiser: „Die Tendenz bei unseren beiden Top-Teams ist eigentlich ganz klar aufsteigend. Beide haben Halbfinal- oder sogar Finalplatzierungen bei CCT-Turnieren in dieser Saison erreicht. Umso ärgerlicher, dass ausgerechnet das EM-Turnier der Ausreißer nach unten war. Für die direkte Qualifikation für Sotschi hätte es bei der WM in Kanada wohl die Halbfinalteilnahme sein müssen, weshalb wir wussten, dass die Teilnahme am Olympia-Qualifikationsturnier relativ wahrscheinlich ohnehin nötig werden würde“

Wie bewerten Sie denn die Entwicklung im internationalen Top-Curling?
Martin Beiser: „Generell haben viele Nationen aufgesattelt. Die Franzosen spielen inzwischen jedes CCT-Turnier mit. Die Top-Teams aus Norwegen und Schweden sind jedes Jahr außerhalb der Championatssaison zwei Monate in Kanada und spielen, Russland puscht als Olympia-Gastgeber 2014 enorm und auch die Schweizer haben es bei ihren Teams so eingerichtet, dass die Top-Curler in der Hauptsaison beruflich entlastet sind und fast nur Curling spielen können. Bei uns sind nahezu alle Leistungsträger voll berufstätig. Wir können uns daher auch nicht an jemand anderem orientieren, sondern brauchen eine deutsche Lösung, um international den Anschluss zu halten!“

Wie sehen Sie denn die Chancen der DCV-Teams bei den German Masters?
Martin Beiser: „Ich traue es allen drei Teams zu, vorn mitzuspielen. Das Hamburger Team um John Jahr hat sicherlich einen gewissen Heimvorteil. Zudem sind die gut drauf, hatten den Sieg beim CCT-Turnier in Edinborough bereits auf der Schaufel. Aber auch die Füssener werden – hier allerdings mal wieder mit Andy Kapp statt Andi Lang als Skip – zeigen wollen, dass die EM nur ein Ausreißer war. Und das Team Baumann hat in dieser Saison auch schon gute CCT-Platzierungen erreicht.“

Und wie schätzen Sie die internationale Konkurrenz in Hamburg ein?
Martin Beiser: „Es gibt mehrere enorm starke Konkurrenten. Die Finnen haben sich gerade bei der Europameisterschaft einen WM-Startplatz gesichert. Die Russen sind sehr stabil und stark, ebenso die Schweizer. Und die Tschechen haben gerade ihre EM-Bronzemedaille verteidigt! Nicht zu vergessen das Team Murdock aus Schottland, mit dem zweifachen Welt- und dreifachen Europameister!“
TERMINE
2015
12. September
World Mixed Championship
in Bern (SUI)
20. November
European Curling Championships
Damen & Herren
12. Februar
Winter Youth Olympic Games
in Lillehammer (NOR)
www.curlingticket.de