Olympia: Auch gegen China mit letztem Stein verloren

vom 12.02.2014
Es bleibt leider die wiederkehrende Geschichte dieses olympischen Curlingturniers für die DCV-Herren um Skip John Jahr, dass man mit Schwächen in der Startphase deutlich in Rückstand gerät, eine erstklassige Phase in der Mitte der Partie hat, aber nach toller Aufholjagd am Ende ohne Punkt dasteht. Auch im vierten Gruppenspiel gegen China kämpfte sich das Hamburger Team von 3:7 zur Pause auf 6:7 heran, machte danach vieles richtig, aber konnte im Schluss-End die Chinesen nicht so unter Druck setzen, dass man den benötigten einen Stein hätte stehlen können, um sich ins Extra-End zu retten. Nun hat die Mannschaft einen Tag Pause, bevor am Freitag um 6.00 Uhr deutscher Zeit die USA und um 16 Uhr deutscher Zeit Europameister Schweiz warten.Fourth Felix Schulze: „Am Ende lief uns die Zeit sehr weg. Dadurch sind einige Steine etwas zu hektisch geraten und hatten dadurch nicht mehr die allerletzte Präzision. Es ist sehr ärgerlich, dass es wieder nicht gereicht hat, denn leider kriegt man ja keinen Preis fürs toll Kämpfen! Es war in diesem Spiel wieder der Klassiker, mit vier, fünf Steinen, bei denen nur Millimeter gefehlt haben. Aber genau die Fehler darf man sich gegen die Teams hier nicht erlauben. Die Chinesen haben hier ja eine großartige Form bisher gezeigt und auch in dieser Partie fast fehlerlos gespielt. Vielleicht ist der eine Tag Ruhe jetzt ganz gut, denn diese Begegnungen kosten viel Kraft, vor allem nervlich. Da können wir morgen ein bisschen auftanken!“
Third Christopher Bartsch: „Als wir Johnnys Stein im letzten End so schön draufgefreezt haben, dachte ich, dass es jetzt vielleicht mal für uns läuft zum Ende hin, aber dann geriet unser nächster wieder einen Tick zu lang. Es lag definitiv nicht an Felix' letztem Stein. Wir haben am Anfang vor allem nicht so gut gespielt, wie wir es hier müssen. Für mich persönlich war es trotzdem die Befreiung. Ich hatte mir vorgenommen, hier bei Olympia mein bestes Curling zu zeigen. Und da habe ich mich wohl selbst zu stark unter Druck gesetzt. Das habe ich vorhin in einem Gespräch mit unserem Sportpsychologen Thorsten Weidig geklärt. Ich hätte auch diese Partie ausgesetzt, wenn Johnny nicht gesagt hätte, dass er auf meine kämpferischen Fähigkeiten nicht verzichten will, selbst wenn ich nur mittelmäßig spiele. Das hat mir geholfen, den Druck von mir wegzunehmen. Jetzt ist es mein großer Wunsch, den Fans, die in Deutschland mit uns mitfiebern und unterstützen, auf jeden Fall einen Sieg zu schenken. Dafür müssen wir aber – wie beim Olympia-Qualifier – mal als gesamtes Team Top-Leistung bringen. Bislang ist immer mal der eine, mal der andere etwas abgefallen, es war zu durchwachsen!“
Auch im vierten Spiel hatte das DCV-Team im Auftakt-End das Recht des letzten Steins gegen sich. Peter Rickmers, der wie in der Auftaktpartie gegen Kanada anstelle von Sven Goldemann als First spielte, war noch etwas zu lang mit seinen Steinen, hatte einen Durchläufer. Dadurch konnten die Chinesen selbst eine schwierige Situation für das DCV-Team aufbauen. Letztlich musste Felix Schulze Schadensbegrenzung betreiben, so dass China mit einem 2:0-Vorsprung in die Begegnung startete.
Auch im zweiten End kamen die Steine noch nicht optimal. China dadurch in der Lage, mehrere Steine best zu legen, so dass Felix Schulze am Ende mit einem Draw einen Stein schreiben musste, um nicht bis zu drei Punkte gegen sich zu kassieren. China dadurch aber nun mit 2:1-Führung und mit dem Recht des letzten Steins – das DCV-Team also schon früh unter Druck. Und der zeigte Wirkung, denn im dritten End passierte Felix Schulze mit seinem letzten Stein, einem versuchten Takeout, ein hauchdünner Vorbeiläufer, was es den Chinesen erlaubte, mit einem Draw drei Steine zu schreiben und auf 5:1 zu erhöhen.
Dann zeigten die Chinesen im vierten End erstmals auch kleine Fehler, als ein langer Draw des Third am eigenen Stein hängen blieb und auch der erste Takeout von Skip Rui nur für ein Aufsplitten von zwei deutschen Steinen sorgte. Nun entfernte Schulze den einzigen chinesischen Stein, lag mit dreien. Rui gelang zwar noch ein erstklassiger Doubel-Takeout, doch mit einem präzisen Takeout holte der deutsche Fourth zwei Steine auf dem Scoreboard auf. Es stand nur noch 3:5.
Und plötzlich war auch im fünften End die Chance auf mehr, als Rickmers und Bartsch gut aufbauten. Doch beim ersten Takeout von John Jahr lief sein eigener Stein mit heraus, so dass die deutschen Steine nicht mehr verteilt lagen. Zwei „Hit & Roll“-Versuche von Jahr und Schulze misslangen und der Takeout mit Schulzes letztem Stein über die eigene Guard verpasste den chinesischen Stein ebenfalls knapp. Kein Problem dann für Rui, seinen letzten Stein als Draw für zwei Punkte im Haus zu platzieren – die aufgeholten Steine waren wieder weg!
Doch im sechsten End zeigte Felix Schulze einen Double-Takeout von Weltklasse-Format. Die Chinesen hatten zwei Steine breit im Haus aufgefächert, die besser lagen als der einzige verbliebene deutsche Stein, doch der Hamburger schaffte es, trotz schweren Winkels beide Steine zu entfernen und für zwei Punkte liegen zu bleiben. Luft holen war angesagt – wieder zwei Steine zum 5:7 gut gemacht!
Und mit auch im achten End funktionierte der Gameplan der deutschen wieder. Jahr und Schulze hatten ihre Steine gut im Haus verteilt. Und als Rui mit dem letzten Stein eigentlich nur einen Draw in die weit offene Mitte hätte legen müssen, versuchte er auf den hinteren deutschen aufzulegen. Weil er den aber zu weit seitlich traf, rutschte sein eigener Stein zu weit heraus. Ein gestohlener Stein der Deutschen, der erste überhaupt in dieser Partie, der den 6:7-Anschluss schaffte!
Das gab weiter Auftrieb. Im achten End wieder ein chancenreicher Aufbau im Haus für die Deutschen. John Jahr gelang ein guter Double-Takeout mit seinem ersten Stein. Die Chinesen berieten lange, wie sie antworten sollten, versuchten das Haus zu öffnen, was aber nicht optimal gelang. Zwei deutsche Steine lagen nun am besten, bei nur einem chinesischen Stein im Haus. Den entfernte Felix Schulze auch noch und lag nun mit dreien in der Mitte.
So musste der perfekte Draw-Spieler Rui (zu dem Zeitpunkt 100 Prozent) erneut Takeout spielen, was bei ihm die schwächere Variante war (67 Prozent). Doch der Triple-Takeout gelang. Immerhin lag noch eine Cornerguard. Hinter der versteckte sich Schulze hinten im Haus, um Rui dazu zu zwingen, per Draw den einen Stein zu nehmen oder beim Risiko des Takeouts sogar vorbeizulaufen. Das ging der Skip der Chinesen nicht ein. Er nahm den einen Stein, so dass die Deutschen im achten End das Recht des letzten Steins zurückgewonnen hatten.
Die Chinesen setzten den Deutschen mit extrem hoher Perfektion im neunten End stark zu. Dann misslang dem bis dahin auf sehr hohem Niveau spielenden Christopher Bartsch ein Takeout-Versuch. Er lief vorbei. Die Chinesen machten nun vorn zu. Doch Jahr konnte mit seinem ersten Stein beide Guards vor und zwei chinesische Steine aus dem Haus entfernen. Es blieb aber eine sehr gefährliche Situation. Schulze musste einen schweren Double-Takeout riskieren. Der gelang aber nicht. Nun konnten die Chinesen es den Deutschen ganz schwer machen, das End überhaupt noch mit einem eigenen Stein zu beenden. Doch zumindest das gelang Felix Schulze mit einem Stein zum 7:8.
Bedeutete aber auch, dass man im letzten End nicht das Recht des letzten Steins hatte. Es gelang, mit den Guards Schutz aufzubauen. Beide Teams nahmen vor ihren Fourth-Steinen die Auszeit, um sich mit den Coaches zu beraten. Die Chinesen entschieden sich für ein Takeout, riskierten damit, eventuell ins Extra-End zu müssen, aber der Stein gelang. Felix Schulze musste nun einen Freeze spielen, geriet aber zu weit nach innen und curlte dadurch ein wenig in die Mitte. Damit hatte Rui Platz für einen einfachen Takeout. Der gelang auch sicher und brachte drei weitere Steine für China zum 7:11-Endstand auf die Anzeigetafel.
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